Das außergewöhnliche Leben des Engels der Armen

FU Filmabend über Mutter Teresa findet viel Anklang

Der Filmabend der Frauen Union Charlottenburg-Wilmersdorf war bestens besucht. Die Journalistin Vjollca Hajdari gab einen Einblick ins Leben von Mutter Teresa, die auch den Titel „Engel der Armen“ trägt. Sie kümmerte sich um Kranke, Obdachlose und Sterbende in Kalkutta, wurde 1979 mit dem Friedensnobelpreis geehrt und hatte Kontakt zu den einflussreichsten Menschen der Welt. Dennoch blieb sie bescheiden und lebte für das Wohl der anderen. 

Interesse an Mutter Teresa durch die eigene Geschichte

Hajdaris Interesse an Mutter Teresa rührt aus ihrer eigenen Geschichte: Geboren im Kosovo lebt sie nun in Berlin und arbeitet als Journalistin u.a. auch für albanische Medien. Albanisch ist Hajdaris Muttersprache – und das war sie auch für Mutter Teresa, deren Vater Albaner war und deren Mutter aus dem Kosovo stammte. Und genau deshalb interessiert sich Hajdari so für die inzwischen Heilig gesprochene indische Ordensschwester, dass sie den Film „Mutter Teresa – eine Ikone des 20. Jahrhunderts“ produzierte.

Hajdari, die auch Mitglied der Frauen-Union Charlottenburg-Wilmersdorf ist, betonte in ihrer Einführung, dass sie während ihrer Recherchen zum Film viele Dokumente gesichtet hat, darunter auch alte Tonaufnahmen. „Es war schon etwas Besonderes, Mutter Teresa in meiner Muttersprache reden zu hören“, erinnert sich Hajdari.

Und so begann der Film auch mit einer Original-Tonaufnahme von Mutter Teresa, die in albanischer Sprache betet.

Hajdari zeigt das Leben dieser einzigartigen Frau innerhalb von 20 Minuten. Geboren wurde sie am 26. August 1910 in Üsküb, dem heutigen Skopje (Mazedonien) als Anjezë (Agnes) Gonxha Bojaxhiu , was übersetzt so viel wie Blütenknospe heißt. Sie wuchs in einer wohlhabenden, katholischen Familie auf und erhielt ihre Schulbildung auf einer katholischen Mädchenschule. Als sie acht Jahre alt war, starb ihr Vater – von da an hatte die streng gläubige Mutter großen Einfluss auf sie. Mit 18 Jahren bat die Tochter um Aufnahme ins Noviziat der Loreto-Schwestern. Mit Bezug auf die Heilige Theresie von Lisieux nahm sie den Ordensnamen Teresa an. In Kalkutta war sie 17 Jahre in der Mary’s School als Lehrerin und Leiterin tätig. Während einer Fahr durch Kalkutta 1946 verspürte sie beim Anblick eines Kruzifixes die Berufung, den Armen zu helfen. Sie bat den Papst, außerhalb des Ordens leben zu dürfen, aber Ordensfrau zu bleiben – was ihr dann auch gestattet wurde. Zunächst arbeitete sie in den Slums allein, bis sich einige Schülerinnen ihr anschlossen. Mutter Teresa wählte den weißen Sari mit blauen Streifen als Kleidungsstück. Weiß war die Farbe der unbedeutenden Leute – blau die des Himmels. Waisen, Ausgestoßene, Sterbende – das waren die Menschen, denen sie helfen wollte. Trotz Behandlung vieler Lepra- und Aidskranker wurde sie selbst nie schwer krank. 

Wunsch der Mutter blieb unerfüllt

Mutter Teresa hatte internationale Verbindungen und musste doch schmerzlich erfahren, dass sie den letzten Wunsch ihrer sterbenden Mutter nicht erfüllen konnte. Denn ihre Heimat Albanien wurde damals von Enver Hodscha regiert – einem Diktator der sein Land als einziges atheistisches der Welt deklariert hatte, wo Kleriker hingerichtet wurden. Er verweigerte der Ordensschwester die Einreise. Erst nach Ende der Diktatur durfte Mutter Teresa das Grab der Eltern in Tirana besuchen.

„Es gibt eine andere Seite“ betont Hajdari

Hajdari sagte in der Diskussion mit den Zuschauern, dass sie immer wieder darauf aufmerksam macht, dass der Kosovo und auch Albanien nicht nur mit negativen Schlagzeilen gleichzusetzen sind. „Ich will zeigen, dass es auch eine andere Seite gibt, dass es Entwicklungen gibt, die positiv sind“, betonte Hajdari und nannte gleich als Beispiel die religiöse Toleranz, die inzwischen in vielen Familien herrscht und gelebt wird.

Hajdari, die für deutsche und internationale Medien arbeitet und ihr eigenes Übersetzungsbüro betreibt, wies aber auch darauf hin, dass man in Albanien erst spät erkannt habe, welch bedeutende Persönlichkeit Mutter Teresa war. Heute verehren die Albaner ihre Mutter Teresa – der Flughafen Tirana ist nach ihr benannt, sowie Straßen und Schulen.

Mutter Teresa starb am 5. September 1997, 2013 wurde sie seliggesprochen und 2016 erfolgte die Heiligsprechung durch Papst Franziskus in Rom.